Der goldene Handschuh by Heinz Strunk

Der goldene Handschuh by Heinz Strunk

Autor:Heinz Strunk [Strunk, Heinz]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644050815
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2016-01-05T05:00:00+00:00


Einmal im Monat, am Samstag, besucht Margot von Dohren ihren Bruder. Karl holt sie kurz nach zwölf am Kieler Hauptbahnhof ab, die Geschwister verbringen gemeinsam den Tag, und Margot fährt am frühen Abend zurück nach Hamburg. Karl liebt die Routine, den immer gleichen Ablauf ihrer Unternehmungen, er ist davon überzeugt, dass es ohne seine Schwester schlecht um ihn bestellt wäre. Obwohl die Familie groß und weitverzweigt ist, stellt Margot gewissermaßen seine ganz persönliche Familie dar.

Zuerst geht’s zum Mittagessen in das Restaurant «Alte Mühle». Margot wählt immer Roastbeef mit Remoulade, Bratkartoffeln und gemischtem Salat, dazu ein oder zwei Gläser Spätburgunder. Karl ist flau im Magen, zu viel Schnaps und Zigaretten gestern, mehr als Nudeln mit Tomatensauce und ein Stützbier ist nicht drin. So neben der Spur, zittrig und gequält, wie er ist, würde ihn wahrscheinlich jede andere Frau mit Vorwürfen eindecken. Was ihm einfiele, sich ausgerechnet hier und jetzt und heute in so erbärmlicher Verfassung zu präsentieren, verkatert, verquollen, wieso er sich nicht EINMAL zusammenreißen kann usw. usf. Schuld, Druck, Vorwürfe, die weibliche Inquisition, jedes Wort ein Tritt in die Eier. Alle. Außer Margot. Sie streichelt aufmunternd seine Hand und lässt ihn sein, wie er ist. Wenn er was zu erzählen hat, wird er es schon tun, wenn nicht, dann nicht. Lob und Zuspruch, wenn es angebracht ist, niemals Tadel oder Vorwürfe und schon gar keine dummen Bemerkungen über das Aussehen oder schlecht gewählte Kleidung. Nie etwas korrigieren oder dumme Fragen stellen. Umgekehrt ist es genauso. Zu einem schönen Nachmittag zählen angenehme, leichte Gespräche. Das angenehme Gespräch sucht Übereinstimmung und Gleichklang, kleinkarierte Diskutiererei und Widerspruch aus Prinzip ist nur für dumme Menschen belebend. Nur oberflächliche Menschen suchen ständig und überall und zwanghaft in der Tiefe, müssen irgendwo dort unten herumstochern und herumwühlen, um den Modder heraufzubefördern. An der Oberfläche gibt’s genug zu sehen, und vor allem Schönes, Klares, Helles. Ist doch ganz klar: unten Dunkel, Modder, Muff, oben das Gegenteil.

Ob es Neuigkeiten im Büro gebe, fragt Margot, Berichtenswertes. Ja. Na ja. Neues gibt es ständig und überall; ob es berichtenswert ist, hmm, je nachdem. Aber Folgendes fällt ihm ein, man glaubt es kaum: Eine Einladung von Peter Thiessen zum Angeln habe er erhalten. Angeln! Fische! Er in Gummistiefeln und Friesennerz, das müsse man sich mal vorstellen, kann sich kein Mensch vorstellen. Oder was meinst du, Margot? Nein, kann sie sich beim besten Willen auch nicht vorstellen. Hat Thiessen eigentlich mittlerweile eine Frau gefunden? Es sei ihm sehr zu wünschen.

Die Unterhaltung ruft Wohlbefinden, Geborgenheit und Vertrauen hervor. Margot berichtet von ihrer Freundin Emmi, die es sich tatsächlich in den Kopf gesetzt hat, nach fast dreißig Jahren umzuziehen. Warum bloß? Ein unnötiges Wagnis, ohne Grund, ohne Not. Ja, sieht er genauso. Die Emmi. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.

Was ihr allerdings etwas Sorgen bereite, sei die Susanne. WH 2 hatte 1971, auf dem Höhepunkt des Tankerbooms, ein Schiff in Auftrag gegeben. Doch als es endlich ausgeliefert wurde, waren die Preise drastisch gesunken, da aufgrund der Ölkrise das Barrel Rohöl über Nacht von drei auf vierzig Dollar gestiegen war.



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